Mag.a Ruth Blankenstein

© Ruth Blankenstein

Pensionistin, Film- und TV-Regieassistentin

“Ich wünsche mir, dass aus einer heißen Wüste, die man im Sommer nur ungern tagsüber quert, ein Erholungsraum und ein Platz der Abkühlung wird. Ich möchte einen Platz, auf dem ich mich weiter 360° drehen und mir angesichts der wunderschönen Häuser denken kann: Ma, ist meine Stadt schön!”

Interview

Ich würde Sie bitten sich kurz vorzustellen und Ihre Beziehung zum Naschmarkt zu beschreiben.

Ich habe von Ende der 50er bis in die späten 70er mit kurzen Unterbrechungen in der Nähe des Naschmarkts gewohnt. Er war tägliche Einkaufsmöglichkeit mit meiner Tante , Quelle von besonderen Delikatessen z.B. zu Weihnachten, später günstige Versorgungsmöglichkeit für eine StudentinnenWG; die Lokale entlang des Marktes, das Dobner, das Drechsler, die Gärtnerinsel beliebte Treffpunkte. Als ich nach ein paar Jahren auf dem Land wieder in den 7.  gezogen bin, gab es die langen Samstagnachmittage, die in der Eisernen Zeit begannen und im Amacord endeten, während das Gemüse müder und welker wurde.

Vor 20 Jahren bin ich wieder an den Naschmarkt gezogen, aber einkaufen geh ich dort nur selten. Samstags am Bauernmarkt, oder wenn ich ein besonderes Kraut oder einmal einen Fisch brauche.  Ansonsten macht mich die Eintönigkeit von Wandererschnitten, Nüssen, Falafel, Oliven und die Endlosbatterien von Gewürzen in Plastikdöschen traurig. Die Lokale meide ich, viel zu viel Trubel. Aus dem lebendigen Nachmarkt ist eine geschminkte Leiche für Touristinnen geworden und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fortsetzung eines tödlichen Nicht-Konzepts den Markt wiederbelebt.

Wie stehen Sie zu der Idee der geplanten Markthalle am Naschmarkt Parkplatz?

Und dann noch eine Halle! Auf einem der letzten freien Plätze in der Stadt! Ich versteh diese Verhüttelungsmanie der Stadtregierung nicht, diese Verbauungswut mit Scheußlichkeiten, diesen Drang nach Event-Architektur. Was war der Rathausplatz für ein schöner, würdiger Platz, bevor dauernd was los sein musste in der Stadt! Jetzt. in. der Pandemie hat. man es wieder einnmal gesehen. Was ist der leere Parkplatz für ein schöner Platz! Bitte nicht auch den noch verschandeln!

Was fehlt dem Naschmarkt Parkplatz aktuell aus Ihrer Sicht?

Ich hätte gerne viel Grün, mit verschiedenen Sitzplätzen, die man beschatten kann im Hochsommer, Wasserbrunnen mit Trinkwasser und sowas wie die Freiburger Bächle, mit denen Kinder jedes Alters und Hunde immer große Freude haben. Vielleicht gibt es einen Platz für Beete, urban gardening. Auf alle Fälle Toiletten! Ich wünsche mir, dass aus einer heißen Wüste, die man im Sommer nur ungern tagsüber quert, ein Erholungsraum und ein Platz der Abkühlung wird. Ich möchte einen Platz, auf dem ich mich weiter 360° drehen und mir angesichts der wunderschönen Häuser denken kann: Ma, ist meine Stadt schön!

Was wäre Ihnen bei einer Umgestaltung des Platzes wichtig?

Vielleicht wäre es möglich, die wegfallenden Parkplätze, um die die Standler des unteren Marktes trauern (Manchen wäre ja ein Parkhaus auf dem Platz am liebsten), durch kreative Lieferkonzepte oder Personentransporte zu ersetzen. Es ist eh nicht sinnvoll, wenn sich die SUVs der Einkäuferinnen in den Gassen stauen, Verkehr haben wir nämlich bereits genug, auch Lärm (Gastro!), Schmutz (abgefüllte Gäste entleeren sich oft spontan) und Abgase. Manchmal hab ich das Gefühl, wir sind nur als Konsumentinnen gefragt, nicht als Bewohnerinnen, unsere Lebensqualität ist unwichtig angesichts potentieller Umsatzsteigerungen. Die Begrünung des Platzes, die Sanierung des bestehenden Naschmarktes, die Kühlung einer der Hauptverkehrsadern wäre ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den hier Lebenden durch ihre Stadt.