Christian Seethaler, Mag. Arch

© Christian Seethaler

Architekt und Städtebauer, M & S Architekten

„Ein Park als Erholungsraum neben und mit dem historischen Juwel des Naschmarkts schafft Mehrwert weit über die angrenzenden Bezirke hinaus.“ 

Interview

Ich würde Sie bitten sich kurz vorzustellen.

Mein Name ist Christian Seethaler und ich bin brennend an Gestalt und Leben im öffentlichen Raum interessiert. Ich führe ein bekanntes Wiener Architekturbüro und habe in den USA, Island und an einigen Universitäten in Österreich Architektur und Städtebau unterrichtet, zuletzt im Institut für Städtebau an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Wie sehen Sie die aktuellen Entwürfe einer Markthalle am Naschmarkt Parkplatz, aus Ihrer Fachperspektive?

Unser Büro ist seit mehr als 20 Jahren direkt am Naschmarkt, daher nehme ich großen Anteil an der Entwicklung dort. Der Entwurf der Markthalle am Parkplatz des Flohmarkts interessiert mich, seine Form betreffend, eigentlich nicht. Das Konzept, auf diesem Parkplatz eine Markthalle errichten zu wollen finde ich grundlegend kontraproduktiv für die Qualitäten der Umgebung und des Naschmarkts. Die Idee der Markthalle an sich ist aber durchaus charmant! 

Der bestehende Naschmarkt ist ein einzigartiges Juwel und muß in seiner Funktion gestärkt werden um als sozialer und wirtschaftlicher Hotspot Wiens zu funktionieren, und nicht als musealer Ort zu verkommen. Ihn mit einer Markthalle über der Straße ergänzen zu wollen, wird nicht funktionieren, da diese nicht als Teil des Naschmarkts erlebt werden kann. Die Distanz ist zu groß.

Kleinmaßstäbig und behutsam sollte der bestehende Markt an die modernen Anforderungen angepasst oder für diese erweitert, ergänzt werden.  Die Idee der neuen Markthalle könnte durchaus in den bestehenden Markt behutsam integriert und mit einem Naherholungsgebiet verknüpft werden. Ein zeitgemäßer Park im Zusammenspiel mit dem Trubel eines alltagtauglichen Markts ergeben ein Doppelpassspiel ersten Ranges. Mitten darin das Kleinod der Otto Wagner Station, welches diesen speziellen Ort mit ganz Wien verknüpft. Nach dem Einkaufen relaxen im Park, auf eine Drink im dortigen Cafe oder eine Runde Boccia. Die großkronigen Bäume senken die Temperatur in Hochsommerzeiten um bis zu 5 Grad, der perfekte Ort zum Chillen und Erholen mitten in der Stadt. Die Schneise des Wientals hilft die Kühle bis zum Karlsplatz zu tragen. Die Bäume sind nicht nur deshalb am Rand gepflanzt um diesen Kühleffekt auf die umliegenden Fassaden zu übertragen, nein sie haben dort den ausreichenden Wurzelraum neben dem Scheitel des Wiengewölbes um gesund alt und bewundert zu werden. 

Ich möchte in ihrem Schatten sitzen und mein Leben genießen.