© B. Garhofer
Fahrradhändlerin
„Den Anrainern die Parkplätze zu nehmen ist eine Umverteilung von unten nach oben. Nicht jeder, der ein Auto braucht verdient genung um sich den Luxus einer Garage leisten zu können.“
Interview
Ich würde Sie bitten sich kurz vorzustellen und Ihre Beziehung zum Naschmarkt(-Parkplatz) zu beschreiben?
Ich lebe seit gut 30 Jahren beim Naschmarkt, verdiene meinen Lebenunterhalt mit der Reparatur und dem Verkauf von Fahrrädern und betreibe mit meinem Mann eine kleine Forstwirtschaft im Nebenerwerb.
Das bedeutet, das ich für diese Arbeit ein KFZ benötige. Zweifler sind herzlich eingeladen mit Franzjosefsbahn, einstündiger Busfahrt und 45minütigem Fußmarsch mit Schnittschutzausrüstung, Motorsäge, Seilwinde, Benzin etc. mit mir in den Wald zu kommen und dann mit 1 Festmeter Holz im Zug wieder nach Hause.
Wenn ich nach einem Wochenende harter Waldarbeit nach Hause komme bin ich unendlich dankbar, dass es diesen Parkplatz gibt. Leider ist die Gasse, in der ich wohne oft von Lokalbesuchern verparkt und wenn ich dann nach der x-ten Runde nichts finde kann ich das Auto wenigstens dort hinstellen.
Ich fahre täglich mit dem Fahrrad über den Parkplatz, freue mich daran, in der Stadt Himmel zu sehen.
Wie stehen Sie zu der Idee der geplanten Markthalle am Naschmarkt-Parkplatz?
Eine Markthalle zu bauen, ist ein Schildbürgerstreich. Es gibt den Naschmarkt, da sollte man eher drauf achten dass es wieder ein echter Markt wird.
Man braucht da kein hässliches Trum hinklotzen und den letzten freien Blick zum Himmel zubetonieren.
Was fehlt dem Naschmarkt-Parkplatz aktuell aus Ihrer Sicht?
Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass dem Platz was fehlt. Es ist ein offener Platz – das ist super. Maximal ein bisschen Grün im Randbereich.
Was wäre Ihnen bei einer Umgestaltung des Platzes wichtig?
Dass man die Anwohner und Betroffenen mit einbezieht. Auch die, die ein KFZ aus beruflichen Gründen brauchen.
Bei den ganzen Debatten um Verkehrsreduktion wird nämlich komplett darauf vergessen. Einer, der ein fettes SUV fährt, kann sich auch leicht einen bequemen Garagenplatz suchen – diesen Verkehr wird man mit Vergrämungsmaßnahmen nicht reduzieren.
Diejenigen, die es trifft, sind Menschen die die Kiste halt brauchen weil sie zu Zeiten an Orten arbeiten, die öffentlich nicht erreichbar sind.
Und das sind meist nicht die gutbezahlten Jobs. Dadurch findet in zu stark Parkraumreduzierten Zonen eine weitere Gentrifizierung statt. Angestammte Bewohner werden gezwungen, wegzuziehen. Die Wohnungen können teurer an finanzstarkes Klientel vermietet werden.
Was soll verändert und was soll erhalten bleiben?
Wie ich oben schon gesagt habe – der Platz muss als Platz erhalten werden! Und eine Parkmöglichkeit für Anrainer, Lieferanten, Standler und Flomarktaussteller.